Reemtsma auf der Krim

Reemtsma au der Krim

Eine exemplarische Studie zur Zwangsarbeit, der Tabakwirtschaft, dem Handeln Reemtsmas auf der Krim.

Karl-Heinz Roth, Jan-Peter Abraham, „Reemtsa auf der Krim. Tabakproduktion und Zwangsarbeit unter der deutschen Besatzungsherrschaft 1941—1944“
Verlag: Edition Nautilus, ISBN 978-3-89401-745-3, 2011.

Dieses Buch ist im selben Verlag in russischer Sprache als E-Book erschienen:

«Реемтсма в Крыму: Производство табака и принудительный труд в период немецкой оккупационной власти 1941—1944 годов» (Kindle Edition), ISBN 978-3-86438-176-8, ASIN B013GGZN8I, 2015.

 

Was brachte den Reemtsma-Konzern dazu, während des Zweiten Weltkriegs die Tabakwirtschaft der Krim auszubeuten? Und welche Folgen hatte das für die Bevölkerung der Halbinsel, die vom November 1941 bis April 1944 von den Deutschen besetzt war? »Reemtsma auf der Krim« ist eine grundlegende Analyse der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik im besetzten Osteuropa.

Die Stifterin Herma Römer hatte die Arbeit zum Thema Reemtsma auf der Krim und Tabakwirtschaft im NS-Staat initiiert, finanziell unterstützt und mit eigenen Forschungen vorangetrieben. Die Lesereise in Deutschland und auf der Krim 2011 und 2012 wurde von der Kurt und Herma Römer Stiftung koordiniert und unterstützt.

Rezensionen:

  • Die Zeit, 16.02.2012

Sehr beeindruckt ist Rezensent Volker Ullrich von dieser Studie, in der Karl Heinz Roth und Jan-Peter Abraham nachzeichnen, wie der Reemtsma-Konzern die Besetzung der Krim für seine industriellen Zwecke nutzte. Der Konzern wollte Zugang zu den Tabakvorräten der Krim, durch sein geschicktes Agieren sicherte sich der Zigarettenkonzern die Kooperation mit Wehrmacht und Besatzungsverwaltung, lernt der Rezensent. Aber auch über die Ausbeutung der Zwangsarbeiter hat Ullrich in dem Buch viel erfahren, mit dreihundert von ihnen haben die Autoren Interviews geführt. Auch wie die Autoren den Terror und das Morden der deutschen Besatzer auf der Krim dokumentieren, weiß der Rezensent zu schätzen, der noch einmal daran erinnert, dass Jan Philipp Reemtsma mit der bereitwillig geleisteten individuellen Entschädigung an die Zwangsarbeiter ziemlich allein unter den Konzernerben dasteht.

  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2012

Der Spagat zwischen einer Geschichte des Unternehmens Reemtsma und der Erörterung der deutschen Besatzungspolitik auf der Krim gelingt den beiden Autoren Karl Heinz Roth und Jan-Peter Abraham nur bedingt, urteilt Michael Mayer. Die enge Verflechtung von Besatzungspolitik und Unternehmensgeschichte liegt dabei für ihn auf der Hand. Beides in einer Darstellung zu integrieren, scheitert laut Mayer daran, dass die Autoren kapitelweise zwischen ihren beiden Themen wechseln. Ferner trägt die unterschiedliche Quellenlage zu diesem Umstand bei, erklärt er. Problematisch erscheinen ihm auch die an sich respektablen Befragungen von über 300 Zeitzeugen, zumeist zwangsverpflichteten Tabakarbeitern auf der Krim. Für Mayer bleibt der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn dieser Befragungen aufgrund des persönlichen Charakters der Antworten eher gering. Erschütternd fand er sie jedoch gerade durch die Schilderung individuellen Leidens.

  • Süddeutsche Zeitung, 09.01.2012

Als Meisterwerk preist Rezensent Rudolf Walther diese Studie zum Gebaren des Reemtsma-Konzerns auf der Krim während des deutschen Vernichtungsfeldzugs, und dies gleich in mehrfacher Hinsicht, denn die Autoren Karl Heinz Roth und Jan-Peter Abraham zeigen sehr eindrücklich und mit vielen Zeugenaussagen unterfüttert nicht nur die Ausbeutungspolitik des Konzerns, sondern auch die Geschichte der deutschen Besatzung. Dem Konzern machten nach Beginn des Zweiten Weltkriegs zwei Dinge zu schaffen, informiert Walther: der Führer als militanter Nichtraucher und die stockende Versorgung mit Tabak aus dem Orient. Dank guter Kontakte zu Hermann Göring und der Wehrmacht errichtete der Konzern nach der Besatzung der Krim und im Zuge der mörderischen Okkupationsherrschaft jedoch ein Regime der Ausbeutung, das die Autoren offenkundig sehr detailliert schildern. Rezensent Walther vergisst nicht darauf hinzuweisen, dass Reemtsma-Erbe Jan Philipp die Krimtataren, die für den Konzern als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden und anschließend von Stalin wegen Kollaboration deportiert wurden, entschädigt hat.

  • Die TAZ, 18.10.2011

Für Micha Brumlik ist diese Studie zur Zigarettenindustrie im Nationalsozialismus am Beispiel der Aktivitäten des Reemtsma-Konzerns auf der besetzten Krim exemplarisch und „bahnbrechend“. Die Autoren haben in über 12-jähriger Arbeit eine exzeptionelle Fallstudie vorgelegt, die der politisch-wirtschaftlichen Dimension des Nationalsozialismus eine neue Facette abgewinnen und in geradezu beispielhafter, mitunter etwas zu „detailverliebter“ Weise ihre Thesen belegen, so der Rezensent voll des Lobes. Die Autoren Karl Heinz Roth und Jan-Peter Abraham weisen minutiös nach, wie die Firma Reemtsma auf der unter deutscher Besatzung stehenden Krim, von der Wehrmacht maßgeblich unterstützt, von der nationalsozialistischen Ausbeutungspolitik profitierte. Dabei lassen sie nicht unerwähnt, dass 30.000 Einheimische zumindest zeitweilig mit den nationalsozialistischen Besatzern kollaborierten und gehen dezent, aber in der nötigen Deutlichkeit der Frage nach der „Kooperation stalinistischer und nationalsozialistischer Ausrottungspolitik“ nach, so Brumlik sehr interessiert, der in dieser Arbeit Maßstäbe gesetzt sieht.

  • Neue Züricher Zeitung, 18.10.2011

Reemtsma auf der Krim erweist sich “als ein herausragendes Beispiel einer integrierenden Geschichtsschreibung des Zweiten Weltkriegs”.

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