Lesung und Vorstellung der Studie
„Zerrissene Leben“ von und mit Pavla Plachá, Mgr., PhD.
Samstag, 30. September 2023
14 Uhr
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, 16798 Fürstenberg/Havel
(Saal in den ehemaligen „Garagen“)
Moderation: Jan Švimberský
Von den knapp 5.000 Ravensbrücker Häftlingen aus der vormaligen Tschechoslowakei sind eher Milena Jesenská (*1896 Prag, † 1944 Ravensbrück) oder die Überlebende Hana Housková (*1911 Prag, † 1995 Prag) öffentlich bekannt. Die erstere als Journalistin und Adressatin zahlreicher Briefe von Franz Kafka in den 1920er Jahren. Die letztere überlebte die KZ-Haft, wurde Aktivistin des sogenannten Prager Frühlings in den 1960er Jahren, verließ 1969 die Kommunistische Partei und sah sich anschließend heftiger Denunziation ausgesetzt. Ihr Text „Monolog“ (1993) weckte das Interesse am Schicksal ihrer Kameradinnen.
Von 1939 bis 1945 wurden etwa 123.000 Frauen und Kinder in das nationalsozialistische Konzentrationslager Ravensbrück (KZ) verschleppt. Früh, nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei, gehörten auch ihre Staatsangehörigen zu seinen Opfern. Diese Häftlingsgruppe hat eine wesentliche Bedeutung für die Geschichte des KZ, zumal neben den politisch Verfolgten der rassistische Terror hier auch Jüdinnen, Sintezze und Romni aus Böhmen, Mähren, der Slowakei und der Karpatenukraine erfasste.
Mit der umfassenden Studie „Zerrissenen Leben“ von Pavla Plachá (Übersetzung aus dem Tschechischen: Marika Jakeš) liegt nun eine wirklichkeitsnahe und historisch abgesicherte Darstellung zu Strukturen in der Gruppe sowie den Schicksalen und wie Überlebenswegen der tschechoslowakischen Ravensbrückerinnen vor. Dabei wird das seit 1948 von realsozialistischen Deutungen geprägte und herrschende Bild der Erinnerung umfassend revidiert.
Pavla Plachá
Zerrissene Leben
Tschechoslowakische Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück 1939-1945
440 Seiten – Hardcover – € 34,80 – VSA Verlag Hamburg
ISBN 978-3-96488-169-4